DAS PROGRAMM 2021
»Als Bürger müssen wir schlechte Taten verhindern, weil es um die Welt geht, in der wir alle Leben, der Übeltäter, das Opfer und die Zuschauer.« Hannah Arendt
Die aktuelle Veranstaltungswoche DENKEN OHNE GELÄNDER findet vom 25. bis 31. Januar 2021 statt. Einen Themenschwerpunkt bilden dabei Diskussionsbeiträge zur jüngeren jüdischen Geschichte, zu jüdischen Identitäten in der DDR und der Gegenwart.
Alle Veranstaltungen sind online geplant. Corona bedingte Änderungen, Absagen und Anmeldemöglichkeiten werden über www.denken-ohne-gelaender.de unter Programm bekannt gemacht. Alle Online-Besucher*innen müssen sich spätestens bis zum Vortag bei den jeweils angegebenen Stellen anmelden. Die Teilnahmekapazität ist begrenzt. Daher wird eine rechtzeitige Anmeldung empfohlen. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Montag 25.1., 10 Uhr / Theater der Altmark, nur online
ZIVILGESELLSCHAFT, EMANZIPATION UND HETEROGENITÄT
Vortrag von Dr. Lutz Fiedler
Zur Eröffnung der Veranstaltungswoche spricht Dr. Lutz Fiedler vom Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg an der Humboldt-Universität zu Berlin. Dabei stehen aktuelle Themen wie Zivilgesellschaft, Emanzipation und Heterogenität im Mittelpunkt, die mit Blick auf jüdische Geschichte und Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts entfaltet werden.
Montag 25.1., 12 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal,
nur online
PERSPEKTIVWECHSEL – MASEL TOV COCKTAIL
Filmvorführung mit Gespräch
Dima, 16 Jahre alt, ist Sohn russischer Einwanderer. Als sein Klassenkamerad Tobi ihn eines Tages mit einem schlechten Witz über das Schicksal der Juden*Jüdinnen in Deutschland provoziert, haut er ihm eine rein. Anhand des preisgekrönten Kurzfilmes von Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch von 2020 diskutieren Studierende der Hochschule Magdeburg-Stendal mit Schüler*innen über Denkweisen junger Juden*Jüdinnen in Deutschland.
Montag 25.1., 18 Uhr / Theater der Altmark, nur online
ZEIT.ZEUGEN – JALTA
Positionen zur jüdischen Gegenwart
Die Zeitschrift »Jalta« bietet jüdischen wie nicht-jüdischen Stimmen ein Forum. Ihre Beiträge hinterfragen mehrheitsgesellschaftliche Deutungsmuster, spiegeln die Diversität der Post-Migrationsgesellschaft wider und zeigen Möglichkeiten der Allianzbildung auf. Im Zeit.Zeugen-Gespräch stellen Redakteur*innen die Zeitschrift, ihre Themen und Texte vor.
Dienstag 26.1. und Donnerstag 28.1., 9.30 und 11.30 Uhr / Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen, wird verschoben
AM HISTORISCHEN ORT
Gedenkstättenbesuch für Schüler*innen
Schüler*innen des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums Osterburg, »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«, fahren mit dem TdA-Bus nach Isenschnibbe bei Gardelegen, um sich im Außengelände der Gedenkstätte und im neu eröffneten Ausstellungsgebäude über die Ereignisse und Nachwirkungen des Massakers zu informieren. Am 13. April 1945 wurden dort in einer Feldscheune 1016 KZ-Häftlinge aus vielen europäischen Ländern ermordet. Keine Anmeldung mehr möglich.
Dienstag 26.1., 9 und 11 Uhr / Schulen in Stendal und Tangermünde oder online
MEET A JEW
Begegnungsprojekt des Zentralrates der Juden in Deutschland
Das aktuelle jüdische Leben in Deutschland aus erster Hand kennenzulernen, das ist die Idee hinter »Meet a Jew«. Unter dem Motto »Miteinander statt übereinander reden!« geben jüdische Jugendliche und Erwachsene ehrenamtlich in persönlichen Begegnungen individuelle Einblicke in ihren aktuellen jüdischen Alltag und über die Vielfalt des jüdischen Lebens. Keine Anmeldung mehr möglich.
Dienstag 26.1., 16 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal, nur online
KINDERTRANSPORT NACH GROSSBRITANNIEN
Vortrag von Prof. Dr. Paul Weindling
Organisation – Ziele – Kinder, die ankamen, und Kinder, die zurückblieben (Dezember 1938 bis September 1939). Bislang fokussieren historische Studien eher die Ankunft jüdischer Kinder in Großbritannien, die dort der Verfolgung durch die Nationalsozialisten entgingen. In der von Dr. Sevasti Trubeta organisierten Ringvorlesung steht an diesem Tag im Vordergrund, wie Kinder und ihre Eltern die Verfolgung in ihren Herkunftsländern erlebten und wie es dazu kam, dass nur ein kleiner Teil von registrierten Kindern aufgenommen wurde.
Mittwoch 27.1., 10 Uhr / Markgraf-Albrecht-Gymnasium Osterburg
AUSCHWITZ-ALBUM
Ausstellungseröffnung von und für Schüler*innen
In Zusammenarbeit mit der Hochschulbibliothek der Hochschule Magdeburg-Stendal beschäftigen sich Schüler*innen des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums mit der Ausstellung »Auschwitz – ein Ort auf der Erde. Das Auschwitz-Album«. An der »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« erarbeiten sie eine Führung durch die Foto-Ausstellung, die bis zum 5. Februar zu sehen ist. Externe Besucher*innen sind voraussichtlich nicht möglich. Aktuelle Änderungen unter www.denken-ohne-gelaender.de.
Mittwoch 27.1., 13.15 Uhr / Markgraf-Albrecht-Gymnasium Osterburg
LEONS IDENTITÄT
Lehrerweiterbildung zum Computerspiel
Das Abenteuerspiel »Leons Identität« wird aus der Perspektive von Jonas erzählt, der seinen vermissten Bruder sucht, der in die rechte Szene abgedriftet ist und sich augenscheinlich der Atavistischen Aktion angeschlossen hat. Wie ein Detektiv wertet Jonas die Spuren aus und muss versuchen, seinen Bruder zu überzeugen, aus der rechten Szene auszusteigen. Das Spiel wurde für den Einsatz an Schulen konzipiert. Es dient der Prävention und soll die Medienkompetenz von jungen Menschen stärken. Keine Anmeldung mehr möglich.
Mittwoch 27.1. / Stendal, Gardelegen und Salzwedel
GE(H)DENKEN
Gedenkveranstaltungen in der Altmark
Am Tag der Befreiung von Auschwitz finden in den Hansestädten Stendal, Gardelegen und Salzwedel Gedenkveranstaltungen statt. Aktuelle Informationen dazu werden unter www.denken-ohne-gelaender.de bekannt gegeben.
Mittwoch 27.1., 15 Uhr / Theater der Altmark, nur online
WOLLEN WIR STOLPERN?
Gespräch mit anschließendem Stolpersteinrundgang
Die Initiative »Herz statt Hetze« hat jüdische Familiengeschichten in Stendal recherchiert und will die Verlegung neuer Stolpersteine anregen. Sie gibt Einblicke in das Projekt »Geschichtswerkstatt« und spricht über ihre Motivationen sowie lokale Widerstände zur Gedenkkultur. Es werden einzelne Familiengeschichten und mögliche neue Gedenkorte vorgestellt.
Mittwoch 27.1. / Altmärkisches Museum, wird verschoben
NEU: 3. Juni bis 28. Juli 2021 in St. Marienkirche am Marktplatz Stendal
DIE TÄNZERIN VON AUSCHWITZ
Ausstellungseröffnung am 3. Juni 2021, 19 Uhr, St. Marienkirche Stendal
Paul Glaser stieß 1987 auf die Geschichte seiner Tante Roosje Glaser. Er besuchte sie in ihrer neuen Heimat Schweden und recherchierte ihre Lebensgeschichte anhand von Tagebüchern und Briefen. Die eindrückliche Wanderausstellung mit Fotos, Filmausschnitten, Texten und persönlichen Gegenständen wurde vom niederländischen Museum »Erinnerungszentrum Lager Vught« erstellt und nun von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Stadtgemeinde Stendal ermöglicht. Sie war in den Räumen des Altmärkischen Museums geplant, musste jedoch wegen der Hygienebestimmungen verschoben werden und kann nun vom 3. Juni bis 28. Juli 2021 in der St. Marienkirche am Marktplatz Stendal von Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr und Sonnabend 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr besucht werden.
Donnerstag 28.1., 16 Uhr / Theater der Altmark, nur online
Workshop mit Autorin Rike Reiniger, Dr. Sevasti Trubeta, Dramaturgin Sylvia Martin und Schauspieler Paul Worms
Rike Reiniger entwickelte ein Klassenzimmerstück über die Freundschaft zweier Boxer, die im Nationalsozialismus nicht bestehen durfte. Es beruht auf der Lebensgeschichte von Johann Wilhelm »Rukeli« Trollmann, der in den 1930er Jahren zum besten deutschen Boxer aufstieg. Als Sinto wurde er in das KZ Neuengamme deportiert und 1944 im Außenlager Wittenberge ermordet. Welche Fragen das Stück an uns heute stellt, soll mit den Teilnehmer*innen diskutiert werden.
Donnerstag 28.1., 16 und 18 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal, Audimax oder online
FAMILIE BRASCH
Filmvorführung 16 Uhr und Gespräch mit Dr. Ofer Waldman 18 Uhr
Im Dokumentarfilm von Annekatrin Hendel aus dem Jahr 2018 über die ostdeutsche Funktionärs- und Künstlerfamilie Brasch wird auch ein Teil jüdischer DDR-Geschichte erzählt. Im Anschluss an die Filmvorführung stellen Studierende Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem Film vor. Es folgen ein Vortrag und ein Gespräch mit Dr. Ofer Waldman, dessen Buch über den Autor und Regisseur Thomas Brasch demnächst erscheint, über jüdische Perspektiven auf die DDR und den geplatzten Traum vom Sozialismus.
Freitag 29.1., 9.30 Uhr und 11.30 Uhr / Markgraf-Albrecht-Gymnasium Osterburg oder online
AUSLÖSCHUNG DER GRAUZONE
Vortrag und Gespräch mit Arne Vogelgesang über rechte Mobilisierung im Netz
Der Regisseur und Videokünstler Arne Vogelgesang vollzieht die jüngere Geschichte performativer rechter Medienstrategien im Internet nach – von der strategischen Wortergreifung bis zur Schaffung »alternativer« Mediennetzwerke, vom Fackelmarsch bis zu multimedialen Werbekampagnen, von der politischen Egomaschine des Vlogs bis in den post-ironischen Faschismus der neuen rechten Trollfront. Im Gespräch werden diese Phänomene diskutiert. Keine Anmeldung mehr möglich.
Freitag 29.1., 10 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal oder online
VOR UND NACH »HALLE«
Aktueller Antisemitismus und Gegenwehr
Benjamin Steinitz vom Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. (RIAS) stellt Ergebnisse einer Studie vor, in der Antisemitismus in Sachsen-Anhalt aus der Perspektive von Juden*Jüdinnen beschrieben wird. Anna Schapiro, Mitbegründerin und Herausgeberin der Zeitschrift »Jalta. Positionen zur jüdischen Gegenwart«, kommentiert und reflektiert die gerichtliche Aufarbeitung des Attentats von Halle.
Sonntag 31.1., 13 bis 17 Uhr / Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen Besuch derzeit nicht möglich
AM HISTORISCHEN ORT
Gedenkstättenbesuch für Individualbesucher*innen
Am 13. April 1945 wurden unter Beteiligung von Angehörigen der SS und der Wehrmacht, des Reichsarbeitsdienstes, des Volkssturms und weiterer NS-Organisationen in einer Feldscheune in Isenschnibbe bei Gardelegen 1016 KZ-Häftlinge grausam ermordet. Individuelle Rundgänge und Führungen informieren die Besucher*innen im Außengelände der Gedenkstätte und im neu eröffneten Ausstellungsgebäude über die Ereignisse, Nachwirkungen und die heutige Bildungsarbeit vor Ort. Wegen der Corona bedingten Zugangsbeschränkungen für das Dokumentationszentrum kann es vorübergehend zu Wartezeiten kommen.
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.